In der Schweiz erfreuen sich komplementär- und alternativmedizinische Methoden grosser Beliebtheit. Laut dem aktuellen KAM-Barometer 2024 haben zwei Drittel der Bevölkerung bereits Erfahrungen mit Komplementär- (KT) und Alternativmedizin (AM) gemacht, und 87% der Befragten haben die Behandlung als erfolgreich bis sehr erfolgreich bewertet (repräsentative Umfrage des ErfahrungsMedizinischen Registers – EMR).

Trotz dieser hohen Akzeptanz herrscht oft Unklarheit über die Begriffe. Was genau unterscheidet Komplementär- von Alternativmedizin? Und wie sind diese Berufe im Schweizer Gesundheitssystem organisiert?

Alternativmedizin (AM): Ganzheitlich mit Fachrichtung
Alternativmedizinische Fachpersonen arbeiten auf Grundlage eines eigenständigen, überlieferten Heilkundesystems. In der Schweiz gehören dazu vier anerkannte Fachrichtungen:

  • TEN (Traditionelle Europäische Naturheilkunde)
  • TCM (Traditionelle Chinesische Medizin)
  • Ayurveda-Medizin
  • Homöopathie

Die Ausbildung umfasst ein 4-5jähriges Studium. Am Beispiel der TEN bedeutet das:
Schulmedizin, Fachrichtung TEN inklusive Phytotherapie (Heilpflanzenkunde und Arzneimittellehre), Ernährungsheilkunde, ab- und ausleitende Verfahren (Schröpfen, u.a.) sowie manuelle Therapien und Hydrotherapie (Wickel, etc.). Plus weitere Module wie Arbeiten als Therapeut:in, Berufsethik, Betriebsführung und Praktika unter Supervision.

Die Ausbildung ist anspruchsvoll, wissenschaftlich fundiert und stark praxisbezogen. Sie schliesst mit dem eidgenössischen Diplom ab – organisiert durch die OdA AM.

Lese mehr darüber, wie ich als TEN-Naturheilpraktikerin arbeite in diesem Blog.

Bei Fragen und für Terminvereinbarungen in meiner Praxis stehe ich zur Verfügung.

Komplementärtherapie (KT): Spezialisierung auf eine Methode
Komplementärtherapeut:innen sich in ihrer Ausbildung auf eine einzelne Therapiemethode. Anerkannte Methoden in der Schweiz sind: Akupressur-Therapie, Akupunkturmassage-Therapie, Alexander-Technik, Atemtherapie, Ayurveda-Therapie, Bewegungs- und Körpertherapie, Craniosacral-Therapie, Feldenkrais, Heileurythmie, Kinesiologie, Polarity, Shiatsu, Yoga-Therapie, u.a.

Die Ausbildung erfolgt praxisnah und umfasst die therapeutische Arbeit, Reflexion, Ethik und Methodenkompetenz. Auch dieser Beruf schliesst mit dem eidgenössischen Diplom ab, organisiert durch die OdA KT.

Gemeinsamkeiten & Unterschiede im Überblick

MerkmalAlternativmedizin (AM)Komplementärtherapie (KT)
GrundlageHeilkundesystem (zb. TEN, TCM, Ayurveda, Homöopathie)Einzelne Therapiemethode (zb. Shiatsu, Feldenkrais, u.a.)
Ausbildungsdauerca. 5 Jahreca. 3 Jahre
InhalteSchulmedizin + Fachrichtung + PraxisMethode + Berufspraxis + Reflexion
ZielEigenständige Behandlung von StörungenBegleitende Therapie bei Beschwerden
AbschlussEidgenössisches DiplomEidgenössisches Diplom

Die klare Strukturierung der beiden Berufsgruppen im Schweizer Gesundheitswesen stärkt ihre Qualität und Anerkennung. Ob ergänzend (KT) oder alternativ (AM) – beide Berufswege sind wissenschaftlich begleitet, klar geregelt und geniessen zunehmende Akzeptanz in der Bevölkerung und bei Versicherungen.

Bei Fragen und für Terminvereinbarungen in meiner Praxis stehe ich zur Verfügung, thuering@dhania.ch

Weitere Begriffe welche manchmal Synonym mit Naturheilkunde, Alternativmedizin oder Komplementärtherapie verwendet werden:

Erfahrungsmedizin

Erfahrungsmedizin bezeichnet Heilkunde, die sich über Jahrhunderte hinweg aus der praktischen Beobachtung und Anwendung entwickelt hat – unabhängig von wissenschaftlicher Forschung im engeren Sinne. Dazu gehören zb. Pflanzenheilkunde, Schröpfen, Wickel oder Ernährungstherapien. Die Wirksamkeit wird oft durch langjährige Anwendung und subjektive Erfolge belegt. Erfahrungsmedizin ist die Basis vieler alternativ- und komplementärmedizinischer Verfahren.

In der Schweiz ist der Begriff auch ein politisches Statement: Er umfasst alle Methoden, die sich auf praktische, überlieferte oder kulturell gewachsene Heiltraditionen stützen.

Integrative Medizin

Integrative Medizin verbindet das Beste aus zwei Welten: Schulmedizin und Komplementärmedizin. Dabei stehen die individuelle Person, ihre Bedürfnisse und die Ursachen einer Erkrankung im Mittelpunkt – nicht nur die Symptome.

Ein integrativ arbeitender Fachperson wie Arzt oder Naturheilpraktiker kann zb. eine schulmedizinische Diagnose stellen und gleichzeitig naturheilkundliche oder komplementärtherapeutische Methoden in die Behandlung einbinden.

Ziel ist es, die Patientin oder den Patienten ganzheitlich zu stärken und individuell abgestimmt zu begleiten.

Holistische Therapie

„Holistisch“ bedeutet ganzheitlich. Eine holistische Therapie betrachtet den Menschen als Einheit von Körper, Geist, Seele und Umwelt. Gesundheit wird nicht nur als Abwesenheit von Krankheit verstanden, sondern als dynamisches Gleichgewicht auf allen Ebenen.

Holistische Therapieformen berücksichtigen: körperliche Prozesse (z. B. Ernährung, Bewegung), emotionale und mentale Faktoren (z. B. Stress, Trauma), spirituelle oder sinnstiftende Aspekte

Viele naturheilkundliche und komplementärmedizinische Methoden arbeiten nach einem holistischen Ansatz.

Bei Fragen und für Terminvereinbarungen in meiner Praxis stehe ich zur Verfügung, thuering@dhania.ch